Title
Lehrerbildung Informatik - Was ist zu tun?
Abstract
Auf der INFOS 2009 fanden sich in einem Workshop mit dem Titel dieses Papiers Interessierte zusammen, die einen Arbeitskreis des Fachbereiches IAD der GI zu Belangen der Lehrerbildung Informatik initiieren mochten. In vier Teilgruppen wurden zunachst Problemfelder beschrieben, die die nachfolgende Arbeit des Arbeitskreises strukturieren sollen. Dieses Papier fasst die Ergebnisse des Workshops zusammen und mochte damit die Diskussion zum Thema Lehrerbildung Informatik sowohl fur die Forschung als auch fur die Praxis eroffnen. 1 Wo druckt der Schuh? In der Bundesrepublik Deutschland ist die Lehrerbildung Informatik in allen Bundeslandern etabliert. Vor dem Hintergrund wachsenden Bedarfs fur qualifizierte Informatiklehrkrafte und gleichzeitiger Abnahme der Zahl der im Dienst befindlichen Kolleginnen und Kollegen (wegen altersbedingten Ausscheidens, vgl. z. B. [Die09]) ist eine Erhohung der Kapazitaten und der Werbung fur den Beruf der Informatiklehrkraft fur alle Schulformen und Schulstufen angezeigt. Attraktive Studiengange, die auf wissenschaftlicher Basis und unter sinnvoller Einbindung praktischer Anteile eine optimale Vorbereitung auf den Lehrerberuf bieten, sind ein zentrales Element fur die Gewinnung von Studierenden. Strukturelle Fragen der gesamten Lehramtsausbildung wirken sich schon auf die Gewinnung von Studierenden fur das Lehramt Informatik aus. Im Zuge der konsekutiven Gestaltung der Lehrerbildung in vielen Bundeslandern wurden vormalige Drittfachregelungen obsolet. Dies schadet der Informatiklehrerbildung, da viele Kolleginnen und Kollegen Informatik als drittes Unterrichtsfach erworben haben. Die Ursachen, warum im Lehramt Informatik Studierende ihr Studium vorzeitig ohne Abschluss beenden, sind sicher vielfaltiger Natur. Unabhangig von einem gewissen Anteil von Studierenden, die den Anforderungen des Studiums generell nicht gewachsen sind, ist zu hinterfragen, inwiefern unklare Vorstellungen zur Informatik zu einer falschen Studienwahl gefuhrt haben – bzw. auch eine Entscheidung fur ein Informatiklehrerstudium verhindert haben. Bei den Angeboten der Hochschulen zeigen sich deutliche qualitative und quantitative Unterschiede. Gangige Praxis – auch bedingt durch die geringen Studierendenzahlen – ist, dass Lehramtsstudierende Vorlesungen horen, die nicht fur sie konzipiert wurden. Wenn die Studierenden einen Masterabschluss bzw. das erste Staatsexamen erlangen, ist es sehr vom Bundesland abhangig, wie schnell sie in den Vorbereitungsdienst eintreten und wie dieser organisiert ist. In der Vergangenheit ergaben sich in einigen Bundeslandern durch Zugangsbeschrankungen fur den Vorbereitungsdienst oder schlecht koordinierte Bewerbungsund Einstellungstermine zum Teil erhebliche Wartezeiten, obwohl Lehrer in Informatik und verwandten Fachern gesucht werden. Da in vielen Bundeslandern Quereinsteiger zum Vorbereitungsdienst zugelassen werden, ergeben sich fur diese Phase der Ausbildung weitere Probleme. Quereinsteiger bringen meist nur fur einen Teilbereich des professionellen Wissens und Konnens von Lehrern entsprechende Qualifikationen mit, fur andere Bereiche – meist im fachund allgemeindidaktischen Bereich – fehlen hier die Grundlagen einer universitaren Lehrerausbildung. Im Bereich des berufsbildenden Lehramts ist dieses Problem noch ausgepragter. Die Wirksamkeit bundesweiter und regionaler Bestrebungen, die Kommunikation zwischen den Ausbildungsphasen zu verbessern und zu etablieren1, wird noch zu oft von lokalen Gegebenheiten und administrativen Hurden torpediert und muss darum insgesamt als verbesserungswurdig eingestuft werden. Etliche Bundeslander bieten Weiterbildungsprogramme an, die durch virtuelle oder regelmasige Prasenzveranstaltungen ermoglichen, eine Lehrbefahigung fur Informatik parallel zum taglichen Schuldienst zu erwerben. Je nach Bundesland werden dafur Entlastungsstunden bereitgestellt oder nicht. Und je nach Bundesland und Lehramt unterscheiden sich auch sowohl die Inhalte als auch die Leistungen, die hierfur erbracht werden mussen: So verlangen einige Lander, den vollen Umfang eines Schulfaches zu studieren (ca. 70 Semesterwochenstunden), andere vergeben fur ca. 20 SWS eine Qualifikation als sogenanntes Beifach. Wieder andere Stellen vergeben losgelost von staatlichen Prufungsanforderungen Zertifikate fur die Bedienung bestimmter Softwarepakete, die von ihren Herstellern angeboten werden. Zudem werden vielerorts die Mittel fur Fortbildungen gestrichen. Dies zeigt, dass auf politischer Ebene die Notwendigkeit einer fachlich und didaktisch fundierten Ausbildung von Informatiklehrern oftmals nicht gesehen wird. Nicht uberall ist es bisher gelungen, die Gleichwertigkeit der Informatik zu anderen Fachern – auch im Bereich der Anerkennung von Fortund Weiterbildungsaktivitaten – herzustellen. Die KMK [KMK08] hat im Jahre 2008 inhaltliche Richtlinien zur Lehrerbildung im Fach Informatik herausgegeben. Da diese aber in einem sehr kurzen Zeitraum von einer kleinen Autorengruppe verfasst und einem unzureichenden Diskussionsprozess unterzogen wurden, besteht Handlungsbedarf zur Formulierung allgemein anerkannter Grundsatze zur Lehrerausbildung Informatik, um deren Qualitat erhohen zu konnen. Diese Zusammenfassung der Beobachtungen macht deutlich, dass die Lehrerbildung in Informatik viele Probleme begleiten. Die Breite der Probleme zeigt auch das Tafelbild in Abbildung 1, auf dem wir im Workshop versuchten, die Problemlandschaft zu skizzieren. Darin wurden vier Hauptproblemfelder identifiziert, die in den folgenden Abschnitten naher ausgefuhrt werden. Diese gliedern sich in die 1z.B. anlasslich der regelmasigen Bundestreffen der Informatikfachleitungen Abbildung 1: Tafelbild der Problemlage • Universitare Ausbildung von Informatiklehrern • Praxisphase der Lehrerausbildung
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2010
DDI
Political science,Humanities
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Ira Diethelm113229.13
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